Minikredit
Jeder Verbraucher ist wahrscheinlich schon einmal in eine plötzlich auftretende finanzielle Notlage geraten. Da hat das Familienauto eine Panne oder der Elektroherd geht kurz vor Weihnachten kaputt oder der Stromanbieter fordert eine Nachzahlung. Ein normaler Bankkredit kann das Problem nicht lösen, da diese Kredite in der Regel erst ab Summen von 1.500 Euro oder mehr beginnen. Der Ausweg ist einfach und heißt Minikredit.
Was ist ein Minikredit?
Ein Minikredit wird auch Kleindarlehen oder Mikrokredit genannt. Er deckt einen Bereich ab, der durch normale Bankkredite nicht erfasst wird. Ein Minikredit wird in der Regel für Summen bis 3.000 Euro vergeben. Nach unten sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Verschiedene Anbieter verleihen Beträge ab 100 Euro.
Welche Vorteile hat ein Minikredit?
Fast alle Anbieter sind Online tätig. Deswegen kann der Minikredit einfach und unkompliziert von daheim aus beantragt werden. Sie müssen sich an keine Öffnungszeiten halten, sondern können den Kredit rund um die Uhr beantragen. Die Summen sind viel kleiner als bei einem normalen Bankkredit. Deswegen sind die Konditionen weniger strikt. Auch Personen, die nicht für einen Bankkredit in Frage kommen, können einen Minikredit bekommen.
Welche Nachteile hat ein Minikredit?
Die meisten Kleindarlehen haben nur eine kurze Laufzeit. Üblich sind 15, 30 oder maximal 60 Tage. Zudem handelt es sich um so genannte endfällige Darlehen. Das bedeutet, wenn der Kredit fällig wird, muss der gesamte Betrag auf einmal zurück gezahlt werden. Die bei Bankkrediten übliche Ratenzahlung wird fast nur für Bestandskunden angeboten. Während sich die Zinsen in marktüblicher Höhe bewegen, lassen sich die Anbieter Sonderleistungen wie Sofortauszahlung oder ein Bonitätszertifikat teuer bezahlen. Die zusätzlichen Gebühren können bis zu 50 Prozent der Kreditsumme betragen!
Welche Voraussetzungen gelten für einen Minikredit?
Viele Voraussetzungen für Minikredite sind dieselben wie bei normalen Bankkrediten. Sie müssen das 18. Lebensjahr vollendet haben, voll geschäftsfähig sein und ein eigenes Bankkonto besitzen. Sie können den Minikredit nur bekommen, wenn Sie Ihren Wohnsitz in Deutschland haben. Da es sich bei den Kleinkrediten nur um geringfügige Beträge handelt, die zudem mit kurzer Laufzeit vergeben werden, sind die Voraussetzungen beim Punkt Mindesteinkommen niedriger als bei einem Bankkredit. Einige Anbieter fordern als Voraussetzung für einen Minikredit ein Mindesteinkommen von 600 Euro, andere 700 Euro und wieder andere gar kein Mindesteinkommen.
Welche Kreditbeträge werden vergeben?
Das schwankt von Anbieter zu Anbieter. Bestandskunden können üblicherweise höhere Beträge erhalten als Neukunden. Die untere Grenze für einen Minikredit liegt bei ca. 50 Euro. Wenn Sie als Neukunde zum ersten Mal einen Minikredit beantragen, können Sie bei den meisten Anbietern maximal 600 Euro Darlehen bekommen. Andere Anbieter geben ihren Kunden bis zu 3.000 Euro als Minikredit. Die Höhe des Kreditbetrags hängt weniger von Ihrem Einkommen ab, sondern davon, ob Sie bereits vorher Geld von dem betreffenden Anbieter geliehen und es pünktlich und vollständig zurückgezahlt haben.
Welche Kosten entstehen?
Bei dieser Frage müssen Sie 2 Dinge beachten. Erstens kann ein Minikredit erstaunlich günstig sein, selbst wenn die Zinsen relativ hoch sind. Da es sich um relativ kleine Darlehen mit kurzer Laufzeit handelt, fallen die Zinsen gar nicht so sehr ins Gewicht wie bei einem klassischen Bankkredit. Für einen Minikredit über 500 Euro müssen Sie zum Beispiel nur etwa 2 – 3 Euro Zinsen bezahlen (bei einer Laufzeit von 30 Tagen).
Wenn Sie jedoch Sonderwünsche haben, müssen Sie die teuer bezahlen. Am häufigsten wünschen sich Kunden zum Beispiel eine möglichst schnelle Auszahlung. Vexcash verlangt beispielsweise für die Express-Option 39 Euro extra. Wenn Sie eine schlechte Bonität besitzen, können Sie dieses mit einem Bonitätszertifikat verbessern. Das kostet 10 Prozent der Kreditsumme als Zusatzgebühr. Bei einem Minikredit über 3.000 Euro sind daher noch einmal 300 Euro extra fällig. Bei Cashper beträgt die Zusatzgebühr für eine Überweisung innerhalb von 24 Stunden bei einem Minikredit bis 399 Euro stolze 69 Euro und bei einem Minikredit über 600 Euro sogar 99 Euro. Auch der Anbieter Xpresskredit verlangt für eine schnelle Auszahlung innerhalb von 24 Stunden ähnliche Gebühren.
Wer kann einen Minikredit bekommen?
Im Prinzip jeder volljährige Einwohner Deutschlands, der über ein eigenes Bankkonto verfügt. Einige Anbieter setzen auch eine deutsche Mobilfunknummer voraus. Ein Mindesteinkommen wird entweder nicht vorausgesetzt oder es ist mit 600 – 700 Euro wesentlich niedriger angesetzt als bei einem Bankkredit. Woher das Einkommen stammt, ist in den meisten Fällen unerheblich. Das bedeutet, auch Rentner, Studenten, geringfügig Beschäftigte, Selbständige oder sogar Arbeitslose können einen Minikredit bekommen.
Ist die Schufa bei einem Minikredit wichtig?
Die Schufa wird zwar beim Antrag berücksichtigt, spielt aber bei einem Minikredit nicht dieselbe wichtige Rolle wie bei einem Bankkredit. Das liegt wiederum daran, dass die Kreditsummen klein und die Laufzeiten kurz sind. Viele Anbieter verwenden ihr eigenes Bewertungssystem, um zu entscheiden, ob ein Antragsteller einen Minikredit bekommt oder nicht. Kunden mit schlechter Schufa oder Bonität können Ihre Chancen mit einem Bonitätszertifikat (Vexcash) oder einer Kreditausfall-Bürgschaft (Xpresskredit) verbessern. Diese Sonderwünsche müssen jedoch extra bezahlt werden und verteuern den Minikredit erheblich.
Sie sollten jedoch beachten, dass die Schufa bei jedem Kreditantrag überprüft wird. Bei schwerwiegenden negativen Einträgen bekommen Sie keinen Minikredit. Schwerwiegende Einträge, die zur Ablehnung führen, sind eine Privatinsolvenz, Lohn- oder Kontopfändung, Zwangsvollstreckung, eidesstattliche Versicherung oder ein offener Haftbefehl.
Welche Anbieter gibt es?
Der Markt für Minikredite wächst ständig. Momentan gibt es folgende wichtige Anbieter:
Vexcash
Die Firma sitzt in Berlin und bietet seit 2011 Minikredite an. Damit ist Vexcash der älteste Anbieter. Die Kreditsumme reicht von 100 – 3.000 Euro. Der Kredit kann in 2 – 6 Raten (nur Bestandskunden) getilgt werden. Der Minikredit ist auch bei belasteter Schufa möglich.
Cashper
Die Firma ist seit 2014 in Deutschland tätig. Der Minikredit beträgt 100 – 600 Euro. Die Laufzeit erstreckt sich auf maximal 60 Tage. Der Kredit ist auch bei leicht bis mittelschwer belasteter Schufa erhältlich. Es entstehen keinerlei Vorkosten. Jeder kann den Minikredit bekommen, vorausgesetzt das Einkommen übersteigt 700 Euro/Monat.
Xpresskredit
Der Anbieter ist international an 25 Standorten tätig. In Deutschland bietet er Minikredite zwischen 50 – 600 Euro an. Die Laufzeit beträgt 30 oder 60 Tage. Der Minikredit wird auch an Selbständige vergeben, selbst wenn die Schufa mittelschwer belastet ist.
Targobank
Der Minikredit der Targobank heißt Direkt-Geld. Die Kreditsumme reicht von 100 – 3.000 Euro. Die Rückzahlung erfolgt in maximal 6 Raten zu mindestens 50 Euro. Wenn Sie eine Expressüberweisung innerhalb von 24 Stunden wünschen, kostet das einmalig 25 Euro extra. Voraussetzungen für den Minikredit der Targobank sind ein Mindesteinkommen von 600 Euro/Monat und eine einwandfreie Schufa. Der Minikredit kann Online oder in jeder Filiale der Targobank beantragt werden. Die Targobank ist die einzige Großbank in Deutschland, die Minikredite anbietet.
Wofür können Sie einen Minikredit nutzen?
Diese Art von Darlehen eignet sich vor allem für Notsituationen, wen aus irgendeinem Grund ein plötzlicher Finanzbedarf entsteht, beispielsweise wenn eine Reparatur anfällt oder eine dringende Rechnung bezahlt werden muss. Im Prinzip dient ein Minikredit dazu, einen finanziellen Engpass bis zum nächsten Zahltag zu überbrücken.
Gibt es Alternativen zum Minikredit?
Die am weitesten verbreitete Alternative ist der Dispokredit. Wenn Sie über ein regelmäßiges Einkommen verfügen, räumt Ihnen Ihre Hausbank in der Regel einen Dispokredit bis zum Doppelten oder Dreifachen Ihres Monatseinkommens ein. Wird Ihr Antrag genehmigt, steht Ihnen das Geld innerhalb von 24 Stunden zur Verfügung. Beim Dispokredit zahlen Sie nur für den Betrag, den Sie in Anspruch nehmen. Dafür ist der Dispokredit meist auch der teuerste Kredit überhaupt. Nicht selten betragen die Zinsen mehr als 10 Prozent.
Eine weitere Alternative zum Minikredit ist die Kreditkarte der Advanzia Bank aus Luxemburg. Es handelt sich um eine MasterCard mit einem Kreditrahmen und Teilzahlungsfunktion. Um Sie zu erhalten, müssen Sie mindestens 700 Euro im Monat verdienen und eine gute Schufa haben. Wird Ihr Antrag genehmigt, räumt Ihnen die Advanzia Bank einen Kreditrahmen ein, der etwa doppelt so hoch wie Ihr Monatseinkommen ist .Sie können mit der Kreditkarte Online oder in Geschäften einkaufen und an Automaten Bargeld abheben. Wenn Sie den gesamten Betrag innerhalb von 30 Tagen zurückzahlen, fallen keine Zinsen an. Zahlen Sie dagegen nur den auf der Kreditkartenabrechnung angegebenen Mindestbetrag, müssen Sie hohe Zinsen bezahlen.
Zusammenfassung
Ein Minikredit ist ein Darlehen mit Summen zwischen 50 – 3.000 Euro. Die Anforderungen sind nicht so strikt wie bei einem klassischen Bankkredit. Minikredite werden von spezialisierten Anbietern vergeben. Bei einigen kann praktisch jeder einen Minikredit bekommen. Eigentlich ist ein Minikredit gar nicht so teuer, nur wenn der Kunde Sonderwünsche hat, beispielsweise eine schnelle Auszahlung, kostet das hohe Zusatzgebühren. Oft handelt es sich bei einem Minikredit um ein endfälliges Darlehen, das bei Fälligkeit komplett zurückgezahlt werden muss.
Ein Minikredit sollte nur genutzt werden, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, einen finanziellen Engpass bis zum nächsten Zahltag zu überbrücken.